Die Aktie des Tages: Yahoo
Schnelles Internet hilft Yahoo auf die Sprünge. Mit DSL sind die Surfer länger auf der Datenautobahn unterwegs. Bezahldienste finden immer mehr Nutzer
Bonn -
Das Internet lernt laufen. Immer mehr Surfer laden sich nicht nur Texte und Standfotos auf den Bildschirm, sondern auch Videos. Für Terry Semel kommen die bewegten Bilder gerade recht. Der Chef von Yahoo (WKN: 900 103) ist ständig auf der Suche nach profitablen Geschäftszweigen, um das ursprünglich rein werbefinanzierte Internet-Portal wieder profitabel zu machen. Im vergangenen Monat startete der Internetdienstleister sein "Yahoo-Platinum"-Angebot. Dort gibt es gegen Entgelt ein Menü aus Nachrichten, Sport und sonstiger Unterhaltung.
Der Zeitpunkt sei keineswegs zufällig, sagen Experten. Wegen der benötigten Datenmengen kommen die Videos erst jetzt ins Laufen, weil immer mehr Surfer zu Hause über DSL oder andere schnelle Internet-Zugangstechniken (Breitband) verfügen. Bei herkömmlichen Zugängen sei das Herunterladen zu langsam.
Experten glauben, dass die Breitband-Zugänge das Verhalten der Internetnutzer verändern. "Surfer, die zu Hause Breitbandzugänge nutzen, bleiben länger im Internet und geben dort mehr Geld aus", beobachtet Mary Meeker von Morgan Stanley. Der Krieg im Irak wirkt nach Ansicht von Markbeobachter als Starthilfe, weil er das Informationsbedürfnis der Menschen stärkt. Konkurrenten meldeten bereits, dass die Zahl der Zugriffe auf ihre Nachrichten-Seiten seit Beginn des Waffengangs sprunghaft angestiegen sei.
Analystin Meeker sieht noch einen zweiten Treibsatz für das Gewinnwachstum von Yahoo: "Immer mehr Menschen nutzen das Internet, um gezielt nach bestimmten Informationen zu suchen". Das Brokerhaus First Albany erwartet, dass der jährliche Gesamtmarkt für Internet-Suchdienste von heute knapp 1,5 Mrd. Dollar binnen zwei Jahren auf fünf Mrd. Dollar wächst. Bei den Suchdiensten kooperiert Yahoo mit dem Spezialisten Overture, der die Such-Ergebnisse mit geschickt platzierter Werbung garniert.
Um das Geschäft mit der Suche kräftig anzukurbeln, hat Yahoo gerade den Suchmaschinen-Spezialisten Inktomi übernommen. Experten erwarten, das Yahoo demnächst erweiterte Such-Dienstleistungen anbietet. "Suchfunktionen und kostenpflichtige Dienste werden die Gewinne rasch vorantreiben", fasst Safa Rashtchy vom Brokerhaus U.S. Bancorp Piper Jaffray die in Yahoo steckende Fantasie zusammen. Die Börse hat schon kräftig Vorschusslorbeeren verteilt. Seit Kriegsbeginn legte die Aktie um 20 Prozent zu. Seit dem Crash-Tief vom September 2001 hat sich der Börsenwert des Portals sogar verdreifacht. Das Flaggschiff des Internets kostet aber immer noch knapp ein Zehntel der 250 Dollar, die Anfang 2000 auf dem Gipfel der Internet-Euphorie bezahlt wurden.
Manchen Analysten ging der neue Kursanstieg aber schon wieder zu schnell. Jeetil Patel von der Deutschen Bank und Lanny Baker haben das Portal in der vergangenen Woche wegen des hohen Kurs/Gewinn-Verhältnisses von 80 (2003) auf "Halten" und "In-line" zurückgestuft. Auch Anthony Noto von Goldman Sachs ist skeptisch. Er befürchtet, dass Yahoo sein hohes Gewinnwachstum in der zweiten Jahreshälfte nicht fortsetzen kann, weil der Dienstleister viel Geld ausgeben muss, um Bezahldienste zum Laufen zu bringen. Außerdem befürchten Analysten, dass die schwache Konjunktur die Werbeeinnahmen schmälert.
Die Skepsis konnte aber dem Kurs wenig anhaben. Die Anleger erinnern sich daran, dass Yahoo in den vergangenen Quartalen die Gewinn-Prognosen der Analysten stets übertroffen hatte. Am Mittwoch muss Yahoo bei der Vorlage der Zahlen vom ersten Quartal die Hürde von sechs Cent überwinden.
Artikel erschienen am 07.04.2003
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Weblinks:
- Yahoo im Netz: www.yahoo.de




